Theater Kolping

Sicherlich wurde in der nunmehr währenden 125 Jahre und von zahlreichen Aktivitäten geprägten Geschichte der Kolpingsfamilie Dülmen bereits vor dem Jahre 1919 Theater gespielt.

Durch Chronik belegt ist das Existieren einer Laienspielschar jedoch erst seit dem Jahre 1919. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entstand im Jahre 1919 innerhalb der Kolpingsfamilie Dülmen eine Laien-Theatergruppe. Geprägt von den Schrecken des Krieges und getrieben von dem innigen Bedürfnis innerhalb einer Vereinigung kulturinteressierter Menschen durch Aufführung von Theaterstücken ein wenig Licht in den grauen Alltag der Nachkriegszeit zu bringen, schlossen sich einige Kolpingbrüder zu einer Laienspielschar zusammen.

Zunächst waren damals die „Bretter die die Welt bedeuten“ den Männern vorbehalten, die demzufolge auch die weiblichen Rollen zu besetzen hatten, was Ihnen meistens auch mit Bravour und zur Freude der Mitbürger gelang. Im Jahre 1921 gab der damalige Dechant Börnste dem ständig wachsenden Druck der Laienschauspieler nach , und gab kirchlicherseits sein Einverständnis dazu, auch die Damen am Bühnengeschehen aktiv zu beteiligen.

Stücke wie: ·

  • „Die Rabensteinerin“ (Schauspiel in vier Akten von Wildenbruch, Ernst von, 1845-1909)
  • „Eva“
  • „Golgatha“
  • „Der Erbförster“ Otto Ludwig, Trauerspiel in fünf Aufzügen (1850)
  • „Freischütz“ Carl Maria von Weber, romantische Oper in drei Aufzügen (1821)

gingen damals über die Bühne.

 

Später in der frühen 30er Jahren markierten Stücke wie:

  • „Jans Schnorkebühl“ große plattdeutsche Posse mit Gesang und Tanz (1931)
  • „Das weiße Rössel“ Singspiel in drei Akten von Ralph Benatzky (1960)
  • „Preziose“

die Höhepunkte im Leben der Kolpingtheatergemeinschaft.

 

Ausgestattet mit einer hervorragenden Ausrüstung, die nicht zuletzt auf den Einsatz von Josef Hülk (Spielleiter), Hans Door (Maske), und Hans Ueing und Heinrich Fahrhorst (Bühnenbau/Requisite) zurückzuführen war, lösten die damaligen Veranstaltungen wahre Begeisterungsstürme unter den Zuschauern aus.

Besonders die malerische Gestaltung durch Josef Ostendorf verlieh der Bühne das, was es vermag den Zuschauer für die Dauer der Aufführung in eine andere Welt zu entführen.

Bedingt durch die Machtergreifung der Nationalsozialistischen und den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ruhte dann gezwungenermaßen die Bühnenkunst in der Kolpingfamilie Dülmen für etwas 10 Jahre, bevor im Jahre 1946 der damalige Senior der Kolpingsfamilie –Heinz Ahrens-Jaspers in Zusammenarbeit mit dem altgedienten Spielleiter Josef Hülk eine „neue“ starke Theatergruppe formatierte.

Erste „Bunte Abende“ fanden im großen Saal des Kolpinghauses (unter freiem Himmel) statt.

 

Nachdem unter dieser Leitung Werke wie

  • „Küper Hassel“,
  • „Giero de Buck“,
  • „Frau Schulte Blaum“,
  • „Lupaci Vagabundus“, Johann Nestroy Zauberposse mit Gesang in drei Aufzügen (1833)

dargeboten wurden, legte Josef Hülk seine Arbeit in jüngere Hände.

 

Diese jungen Hände waren die des Berufsschauspielers Karl-Heinz Koch, dessen Wirken das Theatergeschehen in den 50er Jahren wesentlich prägte. ·

  • „Der verlorende Sohn“,
  • „Prinz für einen Tag“,
  • „Robert und Bertram“

und viele Titel mehr wurden in dieser Ära unter der Regie von Koch zur Aufführung gebracht.

 

Unter einem Wechsel der künstlerische Richtung, dessen Ursprung nie ergründet wurde, widmete sich die Theatergruppe unter der Beteiligung anderer Kolpingmitglieder im Verlauf der 60er Jahre unter Leitung von Heinz Jasper verstärkt der Durchführung von karnevalistischen Veranstaltungen. So manche Prunksitzung (mit Elferrat und Tanzmariechen) wurde unter reger Anteilnahme der Dülmener Bevölkerung im großen Saal des Kolpinghauses abgehalten.

 

Bernd Wiesel (Berni), der seit frühester Jugend in der Kolpingsfamilie aktiv ist, war es dann, auf dessen Iniative hin sich im Jahre 1975 etwa 10-15 junge Kolpingmitglieder unter seiner Leitung zu einer Theatergruppe zusammenschlossen. Dieser neuen Formation stand Heinz Jasper mit seiner Theaterroutine als Regisseur zur Verfügung. Erklärtes Ziel war es, ausschließlich plattdeutsche Theaterstücke zur Aufführung zu bringen.

Bedingt durch den vorangegangenen Umbau des Kolpinghauses und der längeren Pause in Sachen Theater waren natürlich so gut wie keine Kulissen, Requisiten etc. mehr vorhanden und man stand nur mit dem guten Willen und der Einsatzbereitschaft seiner Gruppe junger Leute im Alter von 18-30 Jahren vor dieser selbstgestellten Aufgabe.

Zu dieser Zeit besann man sich der Routiniers aus früheren Theaterzeiten. Die „alten Kämpen“ wurden angesprochen, und man hatte Erfolg. Die Idee des Neuanfangs wurde mit Begeisterung aufgenommen.

Hans Ueing, Karl Sietmann und Viktor Dienkamp begannen mit der Erstellung eines zerlegbaren Kulissenaufbaus. Karl Malta, (Friseurmeister) langjähriges Kolpingmitglied, und schon früher als Bühnenfriseur in Erscheinung getreten erklärte sich spontan zur Übernahme des Bereichs Maske bereit. Nach langen und intensiver Vorbereitungen mit all diesen kleinen Erfolgen und Rückschlägen hob sich am Ostermontag 1976 – nach nunmehr fast 10 Jahren – der Vorhang zur Aufführung des plattdeutschen Stückes „Möllmann kriegt Fernsehen“ . Der Erfolg gab den „Jungspielern“ Recht.

Danach war man bestrebt, jedes Jahr ein plattdeutsches Stück über die Bühne des Kolpinghauses zu bringen.

Zwischen zeitlich wurde die junge Schauspielertruppe sogar vom Heimatverein Sythen für zwei Aufführungen eines ihrer Stücke verpflichtet.

Im Jahre 1982 gab Heinz Jasper aus beruflichen und privaten Gründen sein Amt als Spielleiter auf.

Helga Kenter übernahm diese Funktion und gewährleistete somit den Fortgang des Lenens in der Theatergruppe. Frau Kenter, und hier sei auch ihr Mann Hermann genannt ist was das plattdeutsche Theater angeht kein unbeschriebenes Blatt. Beide traten bereits im Jahre 1979 nach dem Neubau ihres Hauses im Dernekamp und Zuzug aus Münster (dort Theatergruppe St. Mauritz) in die Laienspielschar der Kolpingsfamilie Dülmen ein.


„Möllmanns kriegt Fernsehen“

 

 

Nach „Möllmanns kriegt Fernsehen“ gelangten noch zahlreiche Stücke wie

  • „Dat Doktorbook“,
  • „We hätt den hätt“,
  • „De Schelm von Müelenbrook“

und weitere Stücke zu Aufführung. Die Laienspielschar besteht zur Zeit aus 52 aktiven und passiven Mitgliedern.

 

freundlichst Euer Bernd Wiesel

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